Das Armlymphödem

Das Lymphsystem ist ein wichtiges Flüssigkeitstransportsystem des Körpers und gleichzeitig Teil des Immunsystems. Ist es geschädigt staut sich Flüssigkeit im Gewebe, das Lymphödem manifestiert sich. Erfahren Sie mehr über das Armlymphödem und die Behandlungsmöglichkeiten.

Armlymphödem

Entgegen einer weit verbreiteten Meinung bildet das Lymphsystem keinen Kreislauf, es ist aber eng mit dem Blutkreislauf verbunden. Blutplasma das aus den Venen austritt um die Zellen zu ernähren wird vom Lymphsystem wieder aufgenommen und am Venenwinkel zurück in den Blutkreislauf geleitet. Bei einem Lymphödem ist die Transportkapazität des Lymphsystems herabgesetzt. Die Flüssigkeit im Gewebe wird von den Lymphgefässen nicht mehr in genügender Menge aufgenommen, sodass sie sich im Gewebe staut.

Die Ursachen für ein Lymphödem können angeboren (primär) sein. Das ist beim Armlymphödem aber fast nie der Fall, viel häufiger ist es erworben (sekundär). Operationen und Bestrahlungen bei Brustkrebs schädigen die umliegenden Lymphgefässe und Knoten. Da sich die Metastasen von Mammakarzinomen über die Lymphgefässe ausbreiten, finden sich in den Lymphknoten häufig Ableger, sodass die Knoten selbst auch entfernt werden müssen. Die Chance nach Brustkrebs ein Armlymphödem zu erleiden ist recht hoch. Weitere Ursachen für ein sekundäres Armlymphödem können Operationen an Arm oder Schulter, sowie Infektionen sein.

Mögliche Komplikationen

Wird das Armlymphödem gut behandelt, treten relativ selten Komplikationen auf. Unbehandelt kann es zu Verhärtungen des Gewebes (Fibrosen) kommen. Fibrosen und starke Schwellungen sind auch häufig der Grund weshalb die Beweglichkeit der Gelenke mit der Zeit immer mehr eingeschränkt wird.

Weiter ist das Infektionsrisiko bei Lymphödem erhöht, weil die eiweissreiche Gewebeflüssigkeit ein idealer Nährboden für Bakterien ist. Einmal eingedrungene Erreger werden vom geschädigten Lymphsystem, welches Teil der Immunabwehr ist, nicht mehr ausreichend bekämpft.

KPE – Entstauungstherapie

Bis heute lässt sich das Lymphsystem auch mit den besten mikrochirurgischen Verfahren nicht wieder herstellen. Zwar sind neueste Versuche mit der Transplantation von Lymphknoten vielversprechend, aber auch sie können die Situation bei Lymphödem nur verbessern und nicht heilen. Die Behandlungsmöglichkeiten bei Lymphödem beschränken sich also auf die Linderung von Symptomen und die Vorbeugung von Komplikationen. Wird die Therapie frühzeitig begonnen und konsequent durchgeführt, können Betroffene ein nahezu uneingeschränktes Leben führen.

Die einzige anerkannte Therapie bei Lymphödem ist die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE). Voraussetzung für eine wirkungsvolle Therapie ist, dass alle Schritte fachgerecht durchgeführt werden und die Patientin so gut informiert ist, dass sie aktiv mitarbeiten kann.

In zwei Phasen und vier Schritten zum Erfolg

Die KPE wird in zwei Phasen unterteilt, die Entstauungsphase (1.Phase) und die Erhaltungsphase (2.Phase). Beide Phasen setzen sich aus den vier gleichen Anwendungen zusammen, wobei die Lymphdrainage in der 1.Phase häufiger wiederholt wird, um eine maximale Entstauung des Ödems zu erreichen.

Die vier Teile der KPE

Lymphdrainage: Die Lymphdrainage wird angewendet um Flüssigkeit aus dem Gewebe zu drainieren. Dadurch wird unmittelbar und einige Stunden nach der Drainage eine Volumenreduktion der Schwellung erreicht. Die Lymphdrainage kann manuell oder apparativ durchgeführt werden. Die manuelle Lymphdrainage als sanfte Massageform behandelt den ganzen Körper. Die apparative Lymphdrainage, auch AIK genannt, transportiert grosse Mengen Flüssigkeit aus dem Gewebe und wird geschätzt, weil sie überall und jederzeit angewendet werden kann.

Unser Tipp: Das VASOprime wave 4 Lymphdrainagegerät. Es zeichnet sich durch seine kleinen Abmessungen aus und ist speziell für den Privatgebrauch entwickelt worden. Deshalb ist es einfach anzuwenden, auch von Personen die technisch oder medizinisch nicht versiert sind. Unabhängig von Zeit und Ort kann das Lymphödem entstaut werden, auch an Feiertagen, in den Ferien oder am Abend wenn der Arm besonders stark geschwollen ist. Mehr zum VASOprime Lymphdrainagegerät.

Kompressionstherapie: Unmittelbar nach der entstaunenden Lymphdrainage muss der Arm mit einem Kompressionsverband (1.Phase) oder einem Kompressionsstrumpf (2.Phase) versorgt werden. Dadurch wird das erneute Anschwellen des Arms verhindert.

Unser Tipp: Für leichte bis mittlere Schwellungen eignen sich die Armstrümpfe von Varisan, Mediven oder Venosan. Bei starken Schwellungen ist mehr Stiffness nötig, hier empfiehlt sich ein Juzo Dynamic oder Juzo Expert. Weiter hat sich das Rosidal Arm Lymph Set, welches alles benötigte Material für einen professionellen lymphologischen Verband enthält als sehr hilfreich erwiesen. Bei starken Schwellungen der Hand können Ihnen Druckpelotten helfen, die Kompression punktuell zu erhöhen.

Bewegungsübungen: Teil jeder KPE sind Bewegungsübungen. Ein Physiotherapeut instruiert die Patientinnen. Nach einigen Sitzungen, wenn alle Übungen bekannt sind, kann das Programm selbständig zu Hause durchgeführt werden. Auch andere sportliche Aktivitäten können den Rückfluss fördern. Selbst leichtes Krafttraining ist mit einem Lymphödem möglich. Was gut tut ist erlaubt.

Hautpflege: Regelmässige Hautpflege ist bei einem Lymphödem unerlässlich. Der Arzt oder Physiotherapeut wird Ihnen geeignete Pflegeprodukte empfehlen.

Vorsichtsmassnahmen bei Armlymphödem

Obwohl ein gut behandeltes Lymphödem meist schmerzfrei und häufig auch nicht einschränkend ist, gilt es einige Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen um das Risiko bleibender Schäden und Komplikationen zu reduzieren. Einige einfache Tipps.

  • Im Haushalt: Kein heisses Abwaschwasser verwenden, beim Kochen/ Backen Handschuhe anziehen um Verbrennungen zu vermeiden. Vorsichtig mit Küchenmessern und Scheren hantieren, evtl. Handschuhe anziehen, nicht schwer tragen
  • Im Garten: Die Hände mit dicken Handschuhen vor Dornen schützen, lange Ärmel tragen um Kratzer von Rosen oder Verbrennungen durch die Sonne zu vermeiden
  • Körperpflege: Die Haut gut reinigen, regelmässige Maniküre, Hautpflege
  • Kleidung: Einschnürungen durch BH- oder T-Shirt-Träger vermeiden, keine enge Kleidung tragen, am geschwollenen Arm keine Uhr tragen
  • Wellness: Hitzeanwendungen wie Sauna, Hot Stone usw. meiden, kein Schröpfen, keine Akupunktur
  • Beim Arzt: Lassen Sie sich Blut wenn immer möglich am gesunden Arm abnehmen, weisen Sie den Arzt und die Krankenschwestern aktiv darauf hin, dass am kranken Arm möglichst nicht gestochen werden darf.
  • Beim Sport: Starke Schläge und Erschütterungen vermeiden, auf den Körper achten, den Arm beobachten, nehmen die Schwellungen zu ist die Sportart eher ungeeignet
  • Mit Tieren: Bisse und Kratzer vermeiden, bei Verletzungen den Arzt befragen, Insektenstiche und Zeckenbisse vorbeugen

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