Kompressionsstrümpfe bei paVK

Wenn Schmerzen einen nach kurzer Gehstrecke zum Anhalten zwingen, kann es sich um die Schaufensterkrankheit handeln. So lustig der Name, so ernst die Erkrankung. Die paVK, wie die Schaufensterkrankheit im Fachjargon heisst, kann einen schweren Verlauf nehmen. Sie entsteht durch eine Arterienverkalkung, kann schwere Komplikationen wie Beingeschwüre verursachen und ist nicht selten ein Vorbote für einen Herzinfarkt.

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit

Die Arterien transportieren sauerstoffreiches Blut in den gesamten Körper. Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (paVK) sind die Beinarterien mit sogenannten Plaques verengt oder vollständig verschlossen, sodass die Muskeln nicht mehr ausreichen mit Sauerstoff versorgt werden. Plaques sind Fett-, Kalk- oder Eiweissablagerungen in den Gefässen. Man spricht deshalb auch von Arterienverkalkung. Sie ist die Ursache für die schlechte Durchblutung, welche die Symptome der paVK verursacht.

Symptome

Der Sauerstoffmangel aufgrund der Durchblutungsstörung macht sich vor allem bei Bewegung bemerkbar. Beim Gehen schmerzen die Muskeln an Wade, Oberschenkel oder Gesäss. Man muss immer wieder Pausen einlegen. Dabei lassen die Beschwerden rasch nach, sodass man weitergehen kann. Aufgrund dieses Gehmusters mit Pausen wird die paVK auch als Schaufensterkrankheit bezeichnet. Zuerst sind die beschwerdefreien Gehstrecken noch relativ lang. Beim Fortschreiten der Erkrankung werden die Gehstrecken immer kürzer. Daran werden auch die Stadien unterschieden:

  • Stadium 1: Keine Symptome, die paVK wird manchmal zufällig entdeckt, z.B. weil der periphere Puls fehlt
  • Stadium 2 a: Schmerzen beim Gehen (Claudication intermittens) die beschwerdefreie Gehstrecke beträgt > 200m
  • Stadium 2b: Schmerzen beim Gehen nach Strecken von < 200m
  • Stadium 3: Die Schmerzen treten auch in Ruhe auf
  • Stadium 4: Trophische Störungen, „offenes Bein“, „Raucherbein“, Hautveränderungen

Risikofaktoren

Das Risiko an der paVK zu erkranken ist bei Rauchern stark erhöht. Ausserdem fördern eine ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht die Entstehung von Plaques. Ebenso riskant sind ein hoher Blutdruck, hohe Blutzucker- und Cholesterinwerte.

Diese Risikofaktoren begünstigen auch Herzinfarkte und Hirnschläge. Frühzeitiges Handeln lohnt sich also.

Diagnose

Da sich die paVK mit Schmerzen beim Gehen äussert, kommt es häufig zu Fehldiagnosen, die Beschwerden werden als Problem des Bewegungsapparats angesehen. Dies obwohl die Diagnose eigentlich recht einfach zu stellen ist.

Beim Betrachten und Abtasten kann der Arzt Veränderungen der Haut und Hautfarbe feststellen. Die Haut ist kühl und die Sensibilität eingeschränkt.

Beim Gehversuch, z.B. auf einem Laufband, lässt sich die Länge der schmerzfreien Gehstrecke ermitteln.

Ein wichtiger und schmerzfreier Test ist die ABI-Messung. Dabei wird der Blutdruck am Arm und am Knöchel gemessen und die Werte verglichen. Im Normalfall sind die Werte ungefähr gleich hoch. Bei paVK ist der Knöchel-Arm-Index (Ankle-Brachial-Index; ABI) reduziert.

Im anschliessenden Ultraschall kann der Arzt die verengten Stellen lokalisieren.

Behandlung

Wichtigster Aspekt für eine erfolgreiche Therapie ist die Umstellung der Lebensgewohnheiten. Wer langfristig das Risiko für paVK und auch Herzinfarkt und Hirnschlag reduzieren will, sollte nicht rauchen, sich täglich bewegen und auf eine gesunde, fettarme Ernährung achten.

Das Gehtraining fördert die Neubildung von Blutgefässen (Revaskularisation). Die Beschwerden lassen nach und die schmerzfreie Gehstrecke wird länger.

Medikamente mit gefässerweiternder oder gerinnungshemmender Wirkung können die Symptome lindern, führen aber zu keiner Heilung.

Bei paVK im Stadium 3+ 4 stehen auch operative Behandlungsmethoden zur Verfügung. Durch Anlegen eines Umgehungskreislaufs (Bypass), Öffnen der verengten Gefässstelle mit einem Ballon (Ballondilatation) und allenfalls Einsetzen eines Stents (Gefässstütze), kann die Durchblutungssituation verbessert werden.

paVK und chronische venöse Insuffizienz

Venenerkrankungen sind weit verbreitet, vor allem die chronische venöse Insuffizient (CVI), deren häufigstes Symptom Krampfadern sind, betrifft viele Erwachsene. Wer an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit leidet, ist nicht vor einer chronischen venösen Insuffizienz geschützt. Im Gegenteil, auch für die CVI gelten Bewegungsmangel und Übergewicht als Risikofaktoren. Patienten mit paVK sind deshalb häufig auch von einer CVI betroffen.

Kompressionsstrümpfe bei paVK und CVI

Die Standardbehandlung bei einem Venenleiden ist die Kompressionstherapie. Lange wurden Patienten mit kombinierter CVI und paVK aber nicht mit Kompression behandelt, weil sich die Meinung hartnäckig hält, dass die paVK den Einsatz von Kompressionsstrümpfen verbietet. Tatsächlich gibt es aber keine wissenschaftliche Arbeit die das bestätigt. Vielmehr konnte gezeigt werden, dass Kompression gegen venöse Beinschwellungen hilft (1) und es zu keinen Komplikationen kommt, wenn der ABI zwischen 0,5-0,8 liegt (2).

Kompressionsstrumpf bei paVK

Der Sigvaris Diabetic eignet sich bei paVK

Der ABI ist entscheidend

Wichtig für eine sichere Kompressionstherapie bei paVK und CVI ist, dass der ABI über 0,5 und der effektive Knöchelblutdruck über 60 mmHg liegen. Ausserdem sollte der Druck der Strümpfe nicht über 40 mmHg an der Fessel betragen. Es ist auf kurzzugige Eigenschaften, also eine hohe Stiffness zu achten. Geeignet sind z.B. Venosan 7002, Juzo Dynamic, mediven forte, Sigvaris Diabetic Compression Socks. Bei ausgeprägten Schwellungen oder übergewichtigen Personen kann auch ein flachgestrickter Kompressionsstrumpf in Betracht kommen. Mehr dazu im Beitrag Kompressionsstrümpfe flachgestrickt oder rundgestrickt?

IPK die ergänzende Kompressionstherapie

Die intermittierende pneumatische Kompressionstherapie (IPK; AIK) ist eine maschinelle Form der Kompressionstherapie. Benötigt wird ein IPK-Gerät mit dazugehöriger Mehrkammer-Manschette. Das Gerät pumpt die einzelnen Kammern der Manschette nacheinander auf und lässt den Druck wieder entweichen. So wird eine Wechseldruckmassage erzeugt, die den venösen Blutfluss anregt und Schwellungen reduziert.

IPK Gerät
Moderne IPK Geräte sind kompakt, handlich und einfach zu bedienen. ©VASOprime

Eine Studie hat gezeigt, dass die IPK auch gegen die Symptome der Schaufensterkrankheit hilft (3). Regelmässig angewendet, lässt sich die Gehstrecke vergrössern und die Beschwerden nehmen ab.

Durch ihre Wirkung auf die Arterien und die Venen ist die intermittierende pneumatische Kompressionstherapie für viele Patienten die ideale Ergänzung zur klassischen Kompressionstherapie mit Strümpfen.


Studiennachweis

  1. Wu Stephanie, et al. Control of lower extremity oedema in persons with diabetes with mild compression socks: a pilot study, 2011
  2. Ladwig A, Haase H, Bichel J et al. Compression therapy of leg ulcers with PAOD. Phlebology. 2014:29:7-12.
  3. F.X. Breu et al. (2014): Wirksamkeit und Sicherheit einer neuen pneumatischen Kompressionstherapie bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit mit Claudication imtermittens, Prospektive, randomisierte, multizentrische klinische Studie; Phlebologie 2014; 43: 5–11, DOI: 10.12687/phleb2184-01-2014

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